Kurznachrichten

Die Evangelische Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach sucht für den Kindergarten
zum 1. Januar 2019 eine Erzieherin / einen Erzieher mit 15,5 Wochenstunden.
Stellenbeschreibung
Die Evangelische Kirchengemeinde in Fränkisch-Crumbach sucht für ihre Kindertagesstätte zum 01.01.2019 eine/n Erzieher/in mit 34,5 Wochenstunden für die Waldgruppe „Eichhörnchen“.
Stellenbeschreibung
Die evangelische Kirchengemeinde Nieder-Klingen sucht zum 1.1.2019
eine Küsterin / einen Küster. Stellenbeschreibung
Die ev. Kirchengemeinde Ober- und Nieder-Klingen besetzt zum 01.01.2019 die Stelle
einer Gemeindesekretärin/ eines Gemeindesekretärs. Stellenbeschreibung
Die Pfarrstelle in Brensbach ist ab sofort neu zu besetzen. Stellenausschreibung

Liebeserklärung an den Pfarrberuf

Der dienstälteste Pfarrer im Dekanat Vorderer Odenwald ist im Ruhestand / Am Sonntag, 4. Oktober, wird Gerhard Siegert in Reinheim verabschiedet / Kirchenvorstand wählt Dr. Felipe Blanco Wißmann als Nachfolger
GerhardSiegertHPDie Lampen schaukeln noch an der Decke, an den Fenstern hängen noch Vorhänge, doch bis auf Kleinigkeiten ist die Wohnung leer. Hellere Rechtecke an den Wänden zeugen von den Bildern, die viele Jahre hier gehangen haben. Viele Bücher standen im Wohnzimmer, das Regal füllte eine große Wand, auch dieser Abdruck ist deutlich sichtbar. „110 Meter Bücher“ habe er in sein neues Haus umgezogen, sagt Pfarrer Gerhard Siegert.

In der Otzbergstraße hat er, 500 Meter vom Pfarrhaus entfernt, eine neue Bleibe gefunden. Mit Nebengebäude, damit der große Esstisch seinen Platz findet und die Tradition des ökumenischen Heringsessens fortbestehen kann. In der verwaisten Wohnung hat er eine Ecke beibehalten: Ein Stuhl steht hier, auf dem kleinen Regal sind zwei Telefone und seine Pfeife. Obwohl Pfarrer Siegert am 31. August seinen Dienst beendet hat, nimmt er hier noch Anrufe entgegen, zumindest so lange, bis der Telefonanschluss im neuen Haus funktioniert.

Das Pfarrhaus in der Kirchstraße wurde 1906 gebaut. Ein eindrucksvoller Altbau mit großen Fenstern, hohen Räumen und alten Holzböden. 1977 trat Siegert als Pfarrer in Reinheim an und zog in die erste Etage – als Nachfolger von Dr. Walter Hotz, von dem noch heute auf einer Tür das handgeschriebene Schild „Amtszimmer“ prangt. Für ihn habe das Haus den Charakter eines Schlösschens gehabt, sagt Siegert. „Das habe ich genossen und habe es immer als Privileg empfunden, so leben zu können.“

Mit Gustav Heinemann im VW Käfer
1950 wurde Siegert in Oldenburg geboren. Dort besuchte er das humanistisch ausgerichtete Alte Gymnasium, das berühmte Männer wie den Philosophen Karl Jaspers oder den Theologen Rudolf Bultmann hervorgebracht hat. Siegert kommt aus einem „sehr frommen Elternhaus“, die Eltern stammten aus Ostpreußen. Mit 19 Jahren begann er in Bethel Theologie zu studieren. Er wollte in eine Gemeinde, obwohl es in dieser studentenbewegten Zeit als spießig galt, Gemeindepfarrer zu werden und Theologen oft in den Journalismus oder in die Verlagsbranche gingen. In Bethel war die Besonderheit, dass die Studierenden auch Pflegedienste übernahmen. „Das hat mir gut getan.“

Zwei Jahre später ging er zusammen mit drei Kumpels nach Heidelberg und von dort nach Göttingen. Seine Examensarbeit schrieb er über den berühmten Theologen Karl Barth. Sein Spezialvikariat machte er im Karl-Barth-Archiv in Basel, wo er an der Gesamtausgabe mitarbeitete und im Vorwort auch genannt ist – obwohl er nur Hilfsdienste gemacht habe, wie Siegert schmunzelnd erzählt. In dieser Zeit chauffierte er Prominente mit seinem VW Käfer durch die Stadt, darunter auch den damaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

Einstimmiges Votum der Gemeinde
In der Südostgemeinde in Darmstadt machte Siegert sein Vikariat. Bevor er die Pfarrstelle in Reinheim antrat – mit zur Entscheidung hat beigetragen, dass das Gasthaus „Zur Spitze“ das Stammessen für fünf Mark anbot, was dem Junggesellen sehr zupass kam – verbrachte Siegert, wiederum mit seinem VW Käfer, sechs Wochen in Jerusalem. Nach zwei Jahren auf Probe, die er der Gemeinde quasi vorgesetzt worden war, wählte sie ihn einstimmig zu ihrem Pfarrer. Trotz anderer Angebote „habe ich immer gewusst, was ich an Reinheim habe“, sagt Siegert. Die Welt hat er trotzdem kennengelernt: Mit einer festen Reisegruppe war er alle zwei Jahre unterwegs, unter anderem in Marokko, Südafrika, Usbekistan.

Der Gemeinde wird er auch im Ruhestand verbunden bleiben und weiter im Chor, wo er von Anfang dabei war, den Bass singen. Die Musik war stets sein Steckenpferd, und so holte er das Kammerorchester der Technischen Universität Darmstadt, einen tschechischen Chor und eine Gruppe aus St. Petersburg nach Reinheim.

„Es gibt kaum einen Beruf, der mehr Vielfalt mit sich bringt als der eines Pfarrers“, sagt Siegert. Rund 1000 Beerdigungen hat er in den ganzen Jahren abgehalten. Hinter jeder einzelnen stehe ein persönliches Schicksal, eine persönliche Tragik. Ob Beerdigungen, Hochzeiten oder Taufen: „Ich hoffe, dass ich nie zum Routinier geworden bin“, sagt Siegert.

Unter seiner Ägide wurde die neue Kindertagesstätte auf dem Mühlberg von Stadt und Kirchengemeinde in Betrieb genommen. In Siegerts Zeit stand auch die Renovierung der Kirche an und die Gründung eines Fördervereins für den Fachwerk-Kirchturm, den sein Vorgänger hatte freilegen lassen und für dessen Erhalt nun die Kirchengemeinde geradezustehen hat. Ein besonderes Ereignis war für ihn die Live-Übertragung eines Gottesdienstes im Deutschlandfunk, der über die Deutsche Welle weltweit ausgestrahlt wurde und Postkarten aus Australien und Neuseeland zur Folge hatte.

„Die Verbindung von Theologie und Literatur hat mein Leben sehr geprägt“, sagt der 65-Jährige, und nennt Vladimir Nabokov, Wolfgang Köppen und Robert Walser als gern gelesene Autoren, aber auch die Simenon-Krimis. Und der Glaube? „Glaube ist für mich eine Grunderfahrung von Geborgenheit, ich habe mich immer getragen gewusst“, sagt Siegert.

Im Gottesdienst am Sonntag, 4. Oktober, 9.30 Uhr, wird Pfarrer Gerhard Siegert in der Evangelischen Kirche in Reinheim offiziell von Pröpstin Karin Held verabschiedet. Der Reinheimer Kirchenvorstand hat in seiner Sitzung am 1. Oktober einstimmig Dr. Felipe Blanco Wißmann zum Nachfolger von Pfrarrer Siegert gewählt. Nach Ablauf von Einspruchsfristen beginnen die Verhandlungen darüber, wann er die Pfarrstelle antreten kann.

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