Kurznachrichten
Die Evangelische Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach sucht für den Kindergarten
zum 1. Januar 2019 eine Erzieherin / einen Erzieher mit 15,5 Wochenstunden.
Stellenbeschreibung
zum 1. Januar 2019 eine Erzieherin / einen Erzieher mit 15,5 Wochenstunden.
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Die Evangelische Kirchengemeinde in Fränkisch-Crumbach sucht für ihre Kindertagesstätte zum 01.01.2019 eine/n Erzieher/in mit 34,5 Wochenstunden für die Waldgruppe „Eichhörnchen“.
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Die evangelische Kirchengemeinde Nieder-Klingen sucht zum 1.1.2019
eine Küsterin / einen Küster. Stellenbeschreibung
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Die ev. Kirchengemeinde Ober- und Nieder-Klingen besetzt zum 01.01.2019 die Stelle
einer Gemeindesekretärin/ eines Gemeindesekretärs. Stellenbeschreibung
einer Gemeindesekretärin/ eines Gemeindesekretärs. Stellenbeschreibung
Die Pfarrstelle in Brensbach ist ab sofort neu zu besetzen. Stellenausschreibung
Geht doch!
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Dass an diesem Wochenende ein EM-Viertelfinalspiel dort stattfand, war eher eine zufällige Entdeckung, aber schnell gebucht. Slowakei gegen Nordirland? Polen gegen Wales? Egal, einmal die Atmosphäre eines großen Turniers schnuppern…
Donnerstag, 30. Juni, 16.30 Uhr: Abfahrt mit dem Auto ab Jugenheim. Rahel und ich sind freudig gespannt: Wir brechen nicht zu irgendeinem Spiel, sondern zum Fußball-Klassiker Italien gegen Deutschland auf - und natürlich zum Wiedersehen mit Tochter und Enkelin...
In Saarbrücken rein nach Frankreich, keine Pässe, keine Kontrollen: Freies Europa, welch ein Geschenk! Neuer Nationalismus und Terrorangst in Frankreich? Hier nicht zu spüren. Die Autobahn zwischen Metz und Reims ist fast leer an diesem Abend und in Châlons en Champagne noch ein Hotelzimmer frei, hier übernachten wir nach knapp 400 Kilometern.
Freitag, 1. Juli, 7.30 Uhr: Wir fahren weiter, freundliches Wetter, auch mal dichte Wolken und vereinzelte Schauer auf dem Weg durch die Champagne, vorbei an Troyes, Orleans, Tours und Poitiers.
15.30 Uhr: Wir kommen in Bordeaux an. Transparente über den Straßen begrüßen die Menschen zur EM. Bettina und Ulrike sind gerade aus dem Mittagsschlaf erwacht, ein paar Freudentränen fließen. Sie haben sich in der Rue de Marseille 12 einquartiert, auch für uns ist in dieser schönen Stadtwohnung ein Zimmer auf Zeit frei, airbnb macht’s möglich.
Nachmittag und Abend in der Stadt, Spaziergang an der hier breiten Garonne entlang, vorzüglich gegessen, tatsächlich sind auch ein paar deutsche Fans schon in der Stadt, wir treffen sie in Bars beim Bier…
Zwei, drei Männer in VfB-Stuttgart-Trikots: Hungrig auf Erfolgserlebnisse nach einer verkorksten Abstiegssaison. Jemand drückt mir ein Heftchen in die Hand mit den wichtigsten Fußballbegriffen auf französisch und deutsch: „Foul“ ist „faute“, „sperren ohne Ball“ „faire obstruction“ und „das Spiel verlagern“ heißt“ renverser le jeu“.
Am Place Quinconces ist die Fanzone mit dem abendlichen Spiel Belgien gegen Wales. Viel Polizei, gründliche Kontrollen, aber alles im Rahmen. Der Platz ist nicht voll. Gucken die Franzosen lieber zu Hause? Liegt’s daran, dass Intimfeind Belgien spielt? Oder doch an der Angst vor Randale? Wir merken von alledem nichts und genießen den lauen Abend…
2. Juli tagsüber: Spielplatz und Stadtbummel, allmählich füllt sich die Stadt. Und um 16.00 Uhr kommt so richtig die Sonne raus. Blauer Himmel! „Die Sonne scheint, ole, ole, ola“: Leider kennt hier keiner unsere Lieder vom Bölle…
Mit Bus und Bahn fahren Bettina und ich raus zum Stadion, und hier sind sie nun alle, aber wirklich alle, schlagartig. Ordner müssen die Türen von außen zudrücken, die Straßenbahn bebt unter den Gesängen der italienischen Hymne und der deutschen Fans: „Die Nummer eins, die Nummer eins, die Nummer eins der Welt sind wir!“ zur Melodie von „oh when the saints, … go marching in“.
Schwarz-rot-gold und das Facettenkreuz
Schwarz- rot - gold, soweit das Auge reicht. Neben der deutschen habe ich noch die EKHN-Facettenkreuzfahne mitgenommen wegen der Erkennbarkeit… (Rheinische Fans waren mit einem Transparent unterwegs: „Am achten Tag schuf Gott den 1. FC Köln“). Und natürlich auch die bandiera italiana: grün - weiß – rot. Aber alles ist friedlich, freundlich. Wir radebrechen italienisch, französisch, deutsch; zur Not geht englisch.
Vor dem völlig neuen Stadion am Stadtrand von Bordeaux geht’s nicht viel anders zu als samstags in deutschen Bundesligastadien. Gründliche, aber zügige Kontrollen, Ordner, Polizei und Gendarmerie: energisch, nicht bedrohlich. Terrorangst? Immer noch nicht, nein gar nicht…
Und dann sind wir drin, die Treppen rauf, wir sitzen in Block B, schräg hinter dem Tor, in das Özil später das 1:0 schießen wird. Ein schmuckes Stadion mit ganz viel Atmosphäre, trotz der Größe dicht. Der Lilien-Fan (aus Tradition anders…) mit Böllenfalltorerfahrung staunt…
Wir sitzen in der deutschen Kurve. Gegenüber sind die Italiener. Um 20.30 Uhr kommt Manuel Neuer zum Aufwärmen auf den hellgrünen Rasen, klatscht in die Fan-Kurve und wärmt sich auf. Nach und nach kommen all die anderen, die irgendwie so vertrauten Spieler, und doch ist es etwas Besonderes, sie nun so nah und leibhaftig vor Augen zu sehen. Beeindruckend die Choreografie und dann die Nationalhymnen.
Und dann endlich geht’s los. Kleine Überraschung für mich: Ohne den gegen die Slowakei überragenden Julian Draxler, dafür mit Benedikt Höwedes. Aber gut, es geht ja auch gegen Italien, und da ist fürwahr Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Tatsächlich: Beide Mannschaften agieren äußerst behutsam, und wenn der geneigte Live-Besucher nicht von alledem abgelenkt ist, was neben dem Rasen vor sich geht, muss er ohne die Erklärungen des Fernsehkommentators auskommen und sich auf Taktik und Spielverlauf seinen eigenen Reim machen. Dafür sieht man ständig, wie Löw und Conte an der Seitenlinie stehen, tänzeln, rufen, leiden. Und dass Sané, Podolski und Draxler sich fast sechzig Minuten lang warmlaufen. Wo Jogis Hand an diesem Abend ruht, erkennt man aus der Ferne nicht, zumal er manchmal auf der Ersatzbank verschwindet, die wir von unseren Plätzen aus nicht einsehen können. Lange bleibt das Spiel ohne große Torgelegenheiten, die Italiener spielen gewohnt defensiv bis destruktiv. Zähes Spiel…

Der ultimative Showdown
Aber dann kommt die 64. Minute, endlich einmal schnelles, direktes Spiel der Deutschen in Strafraumnähe, und schon trifft Özil. Endlich!! Fremde und Freunde liegen sich in den Armen, Bettina und ich ebenfalls. War’s das? Leider nein…Für uns auf der anderen Stadionseite schwer zu erkennen, hat Boateng ein paar Minuten später im Strafraum die Hand am Ball. Elfer! Gigi Buffon kann’s nicht mit ansehen, er dreht sich zu den Zuschauern und jubelt kaum, als Bonucci trifft. (So wir d er es später auch bei all den noch folgenden Schüssen vom Punkt tun…)
Irgendwie strebt der Klassiker, den Deutschland bei einem internationalen Turnier bisher noch nie für sich entscheiden konnte, auf den ultimativen Showdown zu, gerade so, als wären einhundertzwanzig Minuten zuvor lediglich lästiges Vorspiel.
Kroos tritt als erster gegen Buffon und die blaue italienische Wand an – und trifft souverän! Hin und her geht es, mal jubeln die deutschen, mal die italienischen Fans, es ist nicht zum Aushalten! Hinter uns sitzt ein Chinese im Italien-Dress, wir klatschen uns ab, egal wer getroffen oder vorbeigeschossen hat. Und jedes Mal ist es für die Schützen ein schier endlos langer Weg von der Mittellinie zum Punkt. Als Zuschauer im Stadion verfolgen wir ihn ohne Bildschnitt, den das Fernsehen vielleicht vornimmt. Schweinsteiger hat es auf dem Fuß – und jagt den Ball in den inzwischen dunklen Himmel über Bordeaux. Bravourös verwandelt kurz darauf der junge Kimmich.
Und dann kommt Hector, Jonas Hector. Wer kannte den noch vor wenigen Monaten? Nun wird er zum Held von Bordeaux. Grenzenloser Jubel, erschöpfte Spieler. 18 Elfer, ein hartes Stück Arbeit für den historischen Sieg.
Lange noch stehen wir im sich leerenden Stadion, laut singend fahren wir mit Bus und Bahn in die Stadt, zur Fanzone, wo noch Musik ist zum Weiterreden und Freuen mit Fremden, die für Minuten zu Vertrauten werden, über einen denkwürdigen Abend.
3. Juli, 3 Uhr: Bettina und ich sinken in unsere Betten. Am nächsten Morgen, wieder strahlend blauer Himmel, fahren Rahel, Bettina, Ulrike und ich zur Dune de Pilar an den Atlantik, Baden unter hohen Wellen und strahlender Sonne. 1150 Kilometer von zu Hause weg, aber irgendwie vertraut: Cestas, die Patenstadt von Reinheim, wo viele von uns schon waren, liegt zwischen Bordeaux und Atlantik. Für einen Abstecher reicht es heute nicht…
4. Juli, 8 Uhr: Bettina und Ulrike schwingen sich auf den Zug nach Darmstadt, Rahel und ich fahren mit dem Auto heim nach Georgenhausen. Irgendwann gegen 19 Uhr sind wir zu Hause – erfüllt und bereichert: In Europa gibt’s nicht nur dumpfen Nationalismus. Vielmehr überwiegt die in Jahrzehnten gewachsene Freundschaft zwischen Menschen und Ländern, die bei vielen Gelegenheiten, auch beim Fußball, ein freundliches Gesicht zeigt. Terrorismus und Vandalismus beherrschen nicht den Geist auf Fanmeilen und an Begegnungsorten unseres Kontinents, sondern die Freude am zusammen erlebten Moment, das Wissen um die gemeinsame Vergangenheit und die Hoffnung auf ein friedliches, freies und einiges Europa auch in Zukunft.
Und was gilt seit dem Elfmeterkrimi für Deutschland gegen Italien bei großen Turnieren? Geht doch!
Michael Vollmer