Kurznachrichten

Die Evangelische Kirchengemeinde Fränkisch-Crumbach sucht für den Kindergarten
zum 1. Januar 2019 eine Erzieherin / einen Erzieher mit 15,5 Wochenstunden.
Stellenbeschreibung
Die Evangelische Kirchengemeinde in Fränkisch-Crumbach sucht für ihre Kindertagesstätte zum 01.01.2019 eine/n Erzieher/in mit 34,5 Wochenstunden für die Waldgruppe „Eichhörnchen“.
Stellenbeschreibung
Die evangelische Kirchengemeinde Nieder-Klingen sucht zum 1.1.2019
eine Küsterin / einen Küster. Stellenbeschreibung
Die ev. Kirchengemeinde Ober- und Nieder-Klingen besetzt zum 01.01.2019 die Stelle
einer Gemeindesekretärin/ eines Gemeindesekretärs. Stellenbeschreibung
Die Pfarrstelle in Brensbach ist ab sofort neu zu besetzen. Stellenausschreibung

Grauen und Hoffnung

Evangelisches Dekanat Vorderer Odenwald und BDP zeigen „Bag Mohajer – Tasche des Flüchtlings“ in der Stadthalle Groß-Umstadt/Gespräch mit Regisseur und Protagonisten 2017 09 28 Bag Mohajer TaschenverkaufHP
Der Faden läuft in Großaufnahme von der Spule. „Ich denke nicht, dass den Käufern solche Gedanken kommen, wie sie uns beim Nähen der Taschen kommen“, sagt eine männliche Stimme. Der Film „Bag Mohajer – Tasche des Flüchtlings“ zieht seine Zuschauerinnen und Zuschauer sofort in den Bann. Morteza, Mansour und Hakim sind die Protagonisten des Films. Geflüchtet vor dem Krieg in Afghanistan sitzen sie in Griechenland fest. Das Projekt „Bag Mohajer“ gibt ihnen neue Hoffnung. Ruby hat es initiiert, eine junge, hübsche Frau, die Modedesign studiert hat und 2009 zum ersten Mal mit Freundinnen auf der griechischen Insel Lesbos war. Als sie erfuhr, dass viele Näher aus dem Iran in Griechenland waren, kam ihr die Idee, Taschen nähen zu lassen – etwas Nützliches, das auch die Flüchtlinge bei ihrer Weiterreise brauchen können. Sie eröffnet eine Werkstatt in Athen. Dort nähen die Geflüchteten Taschen aus Rettungswesten und Booten, die auf Lesbos auf großen Müllhalden liegen. 2017 09 28 Bag Mohajer Filmszene MllhaldelHP

Auftakt einer kleinen Deutschlandtournee
Der Filmabend in der Stadthalle in Groß-Umstadt am Donnerstagsabend, veranstaltet von Evangelischem Dekanat Vorderer Odenwald und Bund Deutscher Pfadfinder_innen und unterstützt von der Sparkasse Dieburg, war der Auftakt für eine kleine Deutschlandtournee des Films. Er geht auf den 29-jährigen Frankfurter Filmemacher Adrian Oeser zurück, Enkel von Umweltpfarrer Kurt Oeser und in Groß-Umstadt aufgewachsen. Adrian Oeser hat Politikwissenschaften, Pädagogik und Soziologie studiert und absolviert – als Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung – einen Aufbaustudiengang Filmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Die Idee zu dem Film kam Adrian Oeser, nachdem ein Freund ihm von dem Projekt erzählt hatte. Er sei beeindruckt gewesen von der „Ambivalenz der Taschen“.

2017 09 28 Bag Mohajer Ansicht SaalHPIn ruhigen Bildern erzählt Adrian Oeser vom Entstehungsprozess der Taschen, von den Geschichten und Schicksalen, die dahinter stehen, von den Träumen und Hoffnungen der Protagonisten. Und von Freundschaft und Unterstützung. Das Meer zeigt sich in all seiner Weite, als Sehnsuchtsort und als das, was es für viele Geflüchtete eben auch ist: ein Grab.

Was ist aus den Menschen geworden?
Morteza wünscht sich ein friedliches Leben und Bildung, Mansour war vom ersten Moment seines Lebens an ein Zuwanderer, seine Eltern flüchteten aus Afghanistan, er wurde im Iran geboren. Hakim lebt mit Frau und Kindern seit elf Jahren in Griechenland; sie kamen nicht mehr weg und jetzt hat er sich entschieden zu bleiben. Die Männer erzählen von den Zuständen in den Flüchtlingscamps, wo es für 200 bis 300 Leute eine Toilette gibt, davon, dass sie sich mit einem Paddelboot auf den Weg von der Türkei nach Griechenland gemacht haben und acht Stunden auf dem offenen Meer waren. In einer Szene fahren die Protagonisten mit dem Auto zu einer Müllhalde. Sie ziehen Handschuhe an und machen sich auf die Suche nach neuem Material. Tausende von Taschen und Booten liegen hier an diesem entlegenen Ort. Was ist aus den Menschen geworden? Leben sie noch? 2017 09 28 Bag Mohajer TechnikckeckHP

Boote sind Teil der Realität von Migranten
Die Taschen tragen Symbole von Freiheit und Frieden und die Namenszüge derer, die sie genäht haben. „Mit diesem Projekt können wir die Wahrheit von den Flüchtlingen erzählen“, sagt Ruby. Dass Menschen in den Booten und Westen sterben, sei „Teil der Realität von Migranten“. Den Geflüchteten gibt das Projekt Arbeit und Perspektive. Drei Frauen und fünf Männer sind mittlerweile dort beschäftigt. Durch die Präsenz in den Medien hätten sie mehr Spenden bekommen, erläutert Ruby im anschließenden Publikumsgespräch. Damit hätten sie weitere Nähmaschinen anschaffen und in Athen eine größere Werkstatt beziehen können.

Filmtrailer: https://vimeo.com/197933060

2017 09 28 Bag Mohajer Publikumsgesprch Oeser 3vlHP„Wir brauchen eure Hilfe“
Ein älterer Mann schildert, auch mit Blick auf das hohe Wahlergebnis der rechtspopulistischen AfD, wie er miterlebt habe, dass ein kaputtes Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg mit sieben bis acht Millionen Flüchtlingen umgehen musste und dass es nicht lange gedauert habe, bis aus Aversion Sympathie geworden sei. Sein Appell: Das heutige wohlhabende Deutschland habe seine Aufnahmemöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft. Ein junger Mann aus Syrien, seit zwei Jahren in Deutschland, meldet sich zu Wort, und berichtet, dass es ihm beim Anblick der Boote kalt den Rücken heruntergelaufen sei. „Ich bitte euch, den Flüchtlingen zu helfen, sie zu integrieren“, sagt er, „wir brauchen eure Hilfe!“ Der Film habe sie sehr berührt, sagt eine Frau, vor allem die Szene auf dem Müllberg. Sie habe eine Tasche am Verkaufsstand gekauft und wisse noch nicht, mit welchen Gefühlen sie diese tragen werde. „Aber abgesehen davon wollte ich sagen: Die Taschen sind einfach schön!“ 2017 09 28 Bag Mohajer Taschen DetailHP

Text und Fotos: Silke Rummel


Bilderläuterungen (von oben nach unten):
1. In der Stadthalle Groß-Umstadt gab es auch einen Verkaufsstand für die Taschen. Das Interesse war groß.
2. Filmszene aus dem Film "Bag Mohajer" - die Fahrt zur Müllhalde.
3. Blick in den Saal vor Beginn der Veranstaltung.
4. Technikcheck
5. Protagonisten und Regisseur im Publikumsgespräch, links: Moderator Max Pichl, Jurist und Spezialist in Flüchtlingsfragen, Abas, Adrian Oeser, Mansour, Said, Hakim, Mojtaba und Ruby.

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